Edin Hasanovic: Zwischen Late-Night-Show und ‘Tatort’-Premiere
Köln (dpa) – Lässig in Jeans und Pullover steht Edin Hasanovic an diesem Mittwochnachmittag vor der Kamera. Rund zehn Teammitglieder beobachten, wie er im Studio in Köln-Bocklemünd seine Stand-up-Comedy für die Late-Night-Show probt. Doch was er sagt, bleibt unverständlich – denn der Schauspieler und Moderator spricht absichtlich in Kauderwelsch.
Der Grund: Er möchte seine Gags nicht vorab enthüllen, um die Reaktionen seiner Showband während der eigentlichen Aufzeichnung authentischer zu halten, erklärt der 32-Jährige im Interview, eine Stunde vor der Show. Später, vor dem rund 150-köpfigen Publikum, wird aus dem legeren Outfit ein eleganter Anzug mit Krawatte. Obwohl „Edins Neo Night“ an diesem Donnerstag bereits in die zweite Staffel startet (ZDFneo, ca. 22.45 Uhr), ist Hasanovic als Moderator noch relativ neu in diesem Metier.
Eine ungeplante Karriere als Showmaster
„Es war nie mein Ziel, eine eigene Show zu moderieren. Aber ich habe mir immer vorgestellt, wie es wäre, und diese Formate anders betrachtet als meine Freunde“, erzählt Hasanovic. „Jetzt fühle ich mich in der Rolle sehr wohl. Es passt einfach zu mir.“
Seine Moderationsambitionen sind nicht neu: 2018 und 2020 führte er bereits durch den Deutschen Filmpreis und wurde für seine Vielseitigkeit gelobt. Doch nicht jede Kritik fiel positiv aus. Nach der ersten Staffel seiner Show bemängelte der Branchendienst DWDL, dass Hasanovic zu laut und zu sehr auf sich selbst fokussiert sei.
„Mich hat die Kritik damals aus der Bahn geworfen, weil sie zu früh kam und oft ungefragt von Menschen in meinem Umfeld geäußert wurde“, gibt der 32-Jährige offen zu. Beim Film werde meist die Regie oder die Handlung kritisiert, nicht der Schauspieler selbst. „Hier ist es genau umgekehrt: Alles läuft durch meine Hände, daher nehme ich Kritik an der Show persönlich.“
Neue Staffel, neues Konzept
In den acht Folgen der zweiten Staffel, in denen unter anderem Tommi Schmitt, Eko Fresh und Schauspielerin Klara Lange („Die Discounter“) zu Gast sind, will Hasanovic eine ruhigere, gelassenere Präsenz zeigen. Diese Haltung ist auch bei den Proben in Köln-Bocklemünd spürbar. Im Gespräch mit Comedian Nico Stank geht er stärker auf seinen Gast ein als noch in der ersten Staffel. Neben den Promi-Interviews enthält die Show Einspieler, Studioaktionen, spontane Interaktionen mit der vierköpfigen Band und einen kurzen Stand-up. Hasanovic tanzt, singt und begeistert sein Publikum.
Vom Krimi-Drama zur Late-Night-Show
Parallel zu seiner Show bleibt Hasanovic ein etablierter Name im Filmgeschäft. Geboren in Bosnien, kam er als Kind mit seiner Mutter nach Deutschland und wuchs in Berliner Flüchtlingsunterkünften auf. Seine Schauspielkarriere begann 2005 mit einem Engagement am Berliner Ensemble. Zwei Jahre später folgte sein TV-Debüt in der Jugendserie „Schloss Einstein“. Es folgten Rollen in „KDD – Kriminaldauerdienst“ und zahlreichen Filmen, darunter das Oscar-prämierte Kriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ sowie die Netflix-Komödie „Spieleabend“.
Anfangs wurde Hasanovic oft als gewalttätiger Teenager mit Migrationshintergrund besetzt. „Meine erste Kinohauptrolle 2011 war ein krimineller Jugendlicher. Danach kamen Filmpreis-Nominierungen, und die Leute dachten sich: Das hat so gut funktioniert, wir besetzen ihn weiter so. Das hat mich jahrelang genervt“, erzählt er. Heute verkörpert er eine breite Palette an Charakteren.
‘Tatort’-Premiere: Ein Meilenstein in seiner Karriere
Im Herbst feiert Hasanovic sein Debüt im „Tatort“. Zusammen mit Melika Foroutan ermittelt er in Frankfurt am Main in bislang ungeklärten Fällen. „Mir ist bewusst, dass Millionen zuschauen und hohe Erwartungen haben. Das ist ein Druck, den ich aber gut bewältigen kann“, sagt er selbstbewusst.
Die Besetzung des neuen Frankfurter Teams sendet ein starkes gesellschaftliches Signal, findet Hasanovic. „Dass in Deutschlands erfolgreichster Krimireihe zwei Ermittler mit Migrationshintergrund arbeiten, ist wichtig, gerade in der aktuellen Zeit“, betont er. „Meine Kollegin Melika Foroutan ist Teil dieser Gesellschaft. Ich bin Teil dieser Gesellschaft. Alle Migranten sind es. Sie sind Polizisten, Ärzte – und eben nicht nur das, was die AfD propagiert.“
Ein aufregendes Jahr für den Entertainer: Nach den Aufzeichnungen für „Edins Neo Night“ kehrte Hasanovic mit seiner englischen Bulldogge Kuno nach Berlin zurück. Bald darauf stand er erneut vor der Kamera – für zwei neue „Tatort“-Folgen in Hessen. Sein Talent, zwischen Unterhaltung und ernstem Schauspiel zu wechseln, macht ihn zu einem der vielseitigsten Künstler seiner Generation.