Ein warmer, später Nachmittag in Rosenheim. Passanten bleiben stehen, um die filigrane Straßenkunst eines Mannes zu bewundern, der mit Kreide, Kohle und bunten Pigmenten wahre Meisterwerke auf das Pflaster zaubert. Doch die friedliche Szene verwandelt sich in einen Albtraum: Der Straßenmaler Sebastian Störmer wird erschlagen neben seiner halbfertigen Zeichnung aufgefunden. Die Nachricht verbreitet sich schnell, und schon bald trifft die Kriminalpolizei ein.
Hauptkommissar Sven Hansen und sein Kollege Anton Prantl nehmen den Tatort in Augenschein. Der Schock sitzt tief, als sie erkennen, wer das Opfer ist: Sebastian Störmer war kein Unbekannter für die beiden Ermittler. Vor einigen Jahren arbeitete er selbst für die Polizei – als sogenannter Phantomzeichner. Mit sicherem Strich und scharfem Blick fertigte er Gesichter von Verdächtigen an, die Zeugen beschrieben hatten. Doch diese Karriere nahm ein abruptes Ende, als Unregelmäßigkeiten bei seinen Abrechnungen ans Licht kamen. Störmer musste den Polizeidienst verlassen und schlug sich fortan als Straßenkünstler durch.
Noch immer erschüttert vom Verlust eines ehemaligen Kollegen, beginnen Hansen und Prantl mit den ersten Ermittlungen. Die Spuren führen überraschend schnell in eine ganz bestimmte Richtung: zum Ordnungsamt, genauer gesagt zu einem Beamten namens Emanuel Ries. Zwischen Ries und Störmer hatte es schon lange Spannungen gegeben. Mehrmals hatte der pflichtbewusste Verwaltungsangestellte den Straßenmaler vom Gehsteig vertreiben lassen – offiziell aus Gründen der öffentlichen Ordnung. Doch offenbar war die Fehde persönlicher Natur.
Störmer war nämlich nicht der Typ, der Demütigungen einfach hinnahm. Er wehrte sich auf seine ganz eigene Weise: Mit spitzer Feder und einem satirischen Talent schuf er Karikaturen von Emanuel Ries, in denen dieser in wenig schmeichelhaften Situationen dargestellt wurde – unter anderem in Begleitung einer Prostituierten, und das angeblich sogar im Rathaus. Die Zeichnungen kursierten bald im Ort und beschädigten den Ruf des Beamten erheblich. Die Frage liegt nahe: Hat Ries aus verletztem Stolz und Rachegefühlen den Mord begangen?
Die Ermittler beginnen, Ries genauer unter die Lupe zu nehmen. Er weist alle Vorwürfe entschieden zurück und präsentiert ein scheinbar wasserdichtes Alibi. Dennoch bleibt der Verdacht im Raum, denn die Feindseligkeit zwischen den beiden Männern war allgemein bekannt.
Parallel dazu befragen Hansen und Prantl Anwohner in der Nachbarschaft des Opfers. Mehrere Zeugen berichten, dass Störmer zuletzt in einen heftigen Streit mit einem Mann namens Edmund Gruber verwickelt gewesen sei. Gruber ist ein stämmiger, wortkarger Typ, der ungern über seine Angelegenheiten spricht. Auf die Auseinandersetzung mit Störmer angesprochen, winkt er ab und spielt die Angelegenheit herunter – es sei nur eine kleine Meinungsverschiedenheit gewesen. Die Ermittler sind skeptisch, können ihm jedoch vorerst nichts nachweisen.
Ein entscheidender Hinweis ergibt sich, als die Polizei Störmers kleine Wohnung durchsucht. Zwischen Skizzenblöcken, Farbstiften und Kreiden entdecken sie einen Notizblock, der zunächst unscheinbar wirkt. Doch auf den letzten Seiten befinden sich einige unvollständige, hastig angefertigte Zeichnungen – Gesichter, Umrisse, Details. Die Linien sind unklar, doch sie könnten von großer Bedeutung sein.
Um die Skizzen zu entschlüsseln, holen Hansen und Prantl Verstärkung: Tim Rosenberger, Störmers Nachfolger als Phantomzeichner bei der Polizei. Mit seinem geübten Auge und viel Erfahrung gelingt es Rosenberger, die Zeichnungen zu rekonstruieren. Stück für Stück entsteht ein deutliches Bild – und mit diesem Bild fällt plötzlich Licht auf ein ganz anderes Verbrechen: einen kürzlich verübten Banküberfall.
Die rekonstruierte Zeichnung zeigt eindeutig den mutmaßlichen Täter dieses Raubüberfalls: Leo Quantz, ein einschlägig bekannter Krimineller. Offenbar hatte Störmer zufällig den Bankraub beobachtet und den Täter zeichnerisch festgehalten. Die Ermittler folgern, dass Quantz den Maler ermordet haben könnte, um zu verhindern, dass dieser ihn der Polizei gegenüber identifiziert.
Für Hansen und Prantl scheint der Fall zunächst klar: Motiv, Gelegenheit und Brutalität passen zu Quantz. Sie beginnen, den Aufenthaltsort des Mannes ausfindig zu machen. Doch während der Überprüfung aller Beweise stößt das Ermittlerteam auf Unstimmigkeiten. Die genaue Todeszeit von Störmer passt nicht mit dem mutmaßlichen Bewegungsprofil von Quantz zusammen. Zudem ergeben sich Hinweise, dass der Straßenmaler möglicherweise schon vor dem Banküberfall bedroht worden war – von jemand ganz anderem.
Diese Entdeckung verändert die Perspektive auf den gesamten Fall. War Störmers Tod tatsächlich eine spontane Tat zur Vertuschung des Bankraubs? Oder handelte es sich um einen gezielten Mord, bei dem der Bankraub lediglich wie ein passender Vorwand wirkt? Die Ermittler beginnen, alle Verdächtigen erneut zu befragen, diesmal mit einem klareren Bild davon, dass der Schlüssel zu Störmers Tod tiefer in seinem persönlichen Umfeld liegen könnte.
Währenddessen wächst die Spannung auch innerhalb des Teams. Hansen und Prantl erkennen, dass mehrere Spuren möglicherweise in die Irre führen sollten. Die Karikaturen von Emanuel Ries, der Streit mit Edmund Gruber, die Beobachtung des Bankraubs – jedes dieser Elemente könnte Teil einer sorgfältig inszenierten Ablenkung gewesen sein.
Je tiefer die Kommissare graben, desto deutlicher wird, dass Sebastian Störmer in seinen letzten Lebenswochen offenbar etwas Großem auf der Spur war. Möglicherweise war er nicht nur Zeuge eines Banküberfalls, sondern auch in Kenntnis anderer krimineller Machenschaften geraten – und das hat ihn letztlich das Leben gekostet.
Als schließlich ein bislang übersehener Beweis auftaucht, verdichtet sich die Lage. Die Ermittler finden eine weitere, versteckte Skizze in einem alten Zeichenordner, die auf den ersten Blick unscheinbar wirkt. Doch in Kombination mit Zeugenaussagen und den Ergebnissen der Spurensicherung offenbart sie ein Detail, das den wahren Täter entlarvt – und das Motiv in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.
Der Fall zeigt einmal mehr, wie dünn die Linie zwischen Zufall und Absicht, zwischen Tat und Vertuschung sein kann. Für Hansen und Prantl endet die Ermittlung nicht nur mit der Aufklärung eines Mordes, sondern auch mit dem Gefühl, dass sie dem Opfer Störmer posthum eine Form der Gerechtigkeit verschaffen konnten.