„Die Rosenheim-Cops“-Star Dieter Fischer: Über Verlust, Spiritualität und den würdevollen Abschied
Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Dieter Fischer als Kommissar Anton Stadler in der beliebten ZDF-Krimireihe „Die Rosenheim-Cops“ zu sehen. Millionen von Zuschauern schätzen seinen humorvollen, bodenständigen und warmherzigen Charakter in der Serie. Abseits der Fernsehkameras zeigt sich jedoch eine ganz andere Seite des Schauspielers – eine, die tief geprägt ist von persönlichen Verlusten, spiritueller Überzeugung und einem starken Engagement für schwerkranke Menschen in ihren letzten Lebensphasen.
Der Weg zum Hospiz-Engagement
Seit sieben Jahren ist Dieter Fischer Schirmherr des Hospizvereins im Pfaffenwinkel, einer Einrichtung, die Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet und ihnen einen würdevollen Abschied ermöglicht. Für den Schauspieler ist dieses Engagement keine bloße Pflicht oder PR-Aktion – es ist, wie er selbst sagt, ein echtes „Herzensanliegen“.
Im Gespräch mit der Zeitschrift Bunte beschreibt Fischer, wie sehr ihn die Begegnungen mit den Menschen im Hospiz berühren. Besonders würdigt er die Arbeit von Schwester Angela vom Hospizverein und Schwester Raphaela vom Kloster Polling. Für ihn sind sie „Engel der Nächstenliebe“, Menschen, die still, ohne großes Aufheben, aber mit unermüdlichem Einsatz für andere da sind.
„Es gibt viele tolle Menschen in der Kirche, die nicht im Rampenlicht stehen und trotzdem Großes leisten“, betont Fischer. Trotz der zahlreichen Negativschlagzeilen, mit denen die Kirche in den vergangenen Jahren konfrontiert war, ist er nach wie vor gerne Katholik. Für ihn ist die Spiritualität, die er dort erfährt, ein wichtiger Bestandteil seines Lebens.
„Es geht nicht um Lebensverlängerung um jeden Preis“
Fischer beschreibt die Arbeit im Hospiz als geprägt von Respekt, Gleichbehandlung und Menschlichkeit. „Hier ist es völlig egal, ob jemand katholisch ist, welcher Religion er angehört oder woher er kommt. Wir behandeln alle gleich“, erklärt er. Das Ziel sei nicht, das Leben um jeden Preis zu verlängern, sondern den Menschen einen guten, schmerzfreien und entspannten Abschied zu ermöglichen.
Das Hospiz bietet dabei nicht nur den Sterbenden selbst Unterstützung, sondern begleitet auch deren Angehörige – ein Aspekt, den Fischer als besonders wertvoll empfindet.
Persönliche Verluste – der Tod seiner Eltern
Die Bedeutung dieser Arbeit hat Dieter Fischer auch aus ganz persönlicher Erfahrung erkannt. Der Verlust seiner Eltern hat ihn tief geprägt. Sein Vater starb im Alter von 71 Jahren, seine Mutter bereits mit 61. „Ich denke jeden Tag an sie. Manchmal sind sie einfach da – in einem Geruch, in einem Lachen, in einem kurzen Gedanken“, erzählt er.
Besonders schwer sei für ihn damals gewesen, die Leiden seiner Eltern mitzuerleben. „Ich fühlte mich hilflos“, gesteht der Schauspieler. „Wenn ich damals schon von einem Hospiz gewusst hätte, hätte ich ihnen diesen Abschied gegönnt.“ Die professionelle Betreuung, die er heute in den Hospizen sieht, hätte nicht nur seinen Eltern geholfen, sondern auch ihm und der gesamten Familie Trost gespendet.
Die langen Wartelisten – ein wachsender Bedarf
Trotz der wertvollen Arbeit stoßen viele Hospize an ihre Grenzen. Die Nachfrage ist groß, die Wartelisten sind lang. Genau hier möchte Fischer mit seinem Engagement ansetzen. Er nutzt seine Bekanntheit, um auf die Notwendigkeit von Hospizen aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln.
„Für todkranke Kinder wird viel gespendet – und das ist auch gut so“, sagt Fischer. „Aber bei sterbenden Erwachsenen ist die Bereitschaft oft geringer. Dabei ist auch hier der Bedarf groß.“
Sein Einsatz zeigt Wirkung: Gemeinsam mit der bayerischen Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die als zweite Schirmherrin fungiert, unterstützt Fischer den Bau eines zweiten Hospizes in Bad Wiessee im Landkreis Miesbach. Die Kapazität soll dort von acht auf sechzehn Betten verdoppelt werden.
Hospiz als persönlicher Wunsch
Auf die Frage, ob er sich selbst vorstellen könne, einmal seine letzten Tage in einem Hospiz zu verbringen, antwortet Fischer ohne Zögern: „Ja, auf jeden Fall. Aber hoffentlich ist es noch lange nicht so weit. Ich fühle mich pumperlgsund, wie man bei uns in Bayern sagt.“
Für ihn ist klar: Ein Hospiz ist kein Ort des Schreckens, sondern ein Ort des Friedens, der Fürsorge und der Menschlichkeit.
Die Rolle der Spiritualität im Leben von Dieter Fischer
Spiritualität ist für Fischer keine bloße Glaubensfrage, sondern eine Haltung, die das Leben und den Umgang mit dem Tod prägt. Er findet Kraft in kirchlichen Ritualen, in der Gemeinschaft und in stillen Momenten des Gebets. Für ihn ist der Glaube nicht starr, sondern lebendig – und vor allem geprägt von Nächstenliebe und Mitgefühl.
Im Hospiz spielt Religion zwar keine Rolle bei der Aufnahme oder Behandlung, doch für viele Patienten ist der Glaube eine Quelle der Kraft. Fischer sieht es als seine Aufgabe, diese Vielfalt zu respektieren und gleichzeitig zu zeigen, dass Spiritualität auch in einem modernen, offenen Kontext ihren Platz hat.
Öffentlichkeit als Chance
Seine Bekanntheit als Schauspieler ist für Fischer ein Werkzeug, um Themen sichtbar zu machen, die oft verdrängt werden. Der Tod und das Sterben sind in unserer Gesellschaft häufig Tabuthemen – etwas, das er ändern möchte. „Wir sind im Sterben alle keine Profis“, sagt er, „aber wir können lernen, besser damit umzugehen.“
Durch Interviews, Benefizveranstaltungen und seine direkte Präsenz im Hospiz trägt er dazu bei, Berührungsängste abzubauen. Er will zeigen, dass es im Hospiz nicht nur um das Ende geht, sondern auch um Lebensqualität, Gemeinschaft und Würde.
Die Zukunft – vor der Kamera und im Ehrenamt
Während die Dreharbeiten für die 25. Staffel von „Die Rosenheim-Cops“ bereits laufen, denkt Fischer nicht daran, sein Engagement im Hospizbereich zu reduzieren. Im Gegenteil: Er möchte noch mehr Menschen für dieses Thema sensibilisieren und weitere Projekte unterstützen.
Seine Fans hoffen derweil, dass er der Serie noch viele Jahre erhalten bleibt. Mit seiner humorvollen und menschlichen Art ist er längst zu einer festen Größe geworden – sowohl im Fernsehen als auch im echten Leben.
„Einsam sterben ist furchtbar“, sagte Fischer im Interview. Dieser Satz fasst sein Anliegen zusammen: Niemand sollte allein gehen müssen. Und solange er kann, will er dazu beitragen, dass mehr Menschen in Würde und Geborgenheit Abschied nehmen können.